Aktuelles Heft

Die GIESSEREI ist die bedeutendste und auflagenstärkste Gießereifachzeitschrift Europas. Hier finden Sie den Inhalt der aktuellen Ausgabe 05-2024.

BRANCHE | MELDUNGEN

  • GussStahl Lienen: Investition schont Klima und Ressourcen
  • BDG-Leitlinien für die Gießerei-Industrie: Roadmap zur Klimaneutralität
  • Trimet: Grüneres Alu-Recycling
  • WVMetalle: Leistungsbilanz 2023

BRANCHE | VERANSTALTUNGEN

  • Große Gießereitechnische Tagung 2024 – Salzburg hat uns eingeschworen, Kristina Krüger, Martin Vogt, Monika Wirth

BRANCHE | INTERVIEW

  • Interview mit Messe-Projektleiterin Cornelia Schlingelhoff – „Die Cast-Forge wird als Chance gesehen“, Martin Vogt

FORSCHUNG

  • Magnesium-Druckgießwerkzeuge – Oberflächenbehandlungen zur Standzeiterhöhung, Aimo Graf, Markus Mejauschek, Martin Fehlbier, Niklas Schwenke

PROZESS & PRODUKT

  • Verbundvorhaben SUPA-Wheel für Aluminiumräder – Mit Sekundärlegierungen nachhaltig und kosteneffizient produzieren, Tobias Beyer, Robert Kleinhans
  • Qualität von Stahlschmelzen verbessern – Saubere Stahlgussteile bei extrem niedrigen Gießtemperaturen, David Hrabina, Colin Powell, Dalibor Čáp, Milan Turták, Jiří Kolár
  • Qualität von Gusseisenschmelzen – Methoden und Bedingungen für die Kohlenstoff bestimmung, Cor van Ettinger
  • News

MAGAGEMENT

  • Wie war das Jahr 2023 – und was bringt 2024 – Gusskonjunktur im Zentrum der Transformation, Tillman van de Sand
  • Druckgussindustrie – Vertriebsverhandlungen erfolgreich führen, Oliver Mäschle
  • Talentmanagement – Als Organisation leistungsfähig sein und bleiben, Hans-Peter Machwürth

Plädoyer für Europa

© BDG
Martin Vogt, Chefredakteur der GIESSEREI © BDG

Wenn es das Zeichen einer guten Veranstaltung ist, dass sie sozusagen einen Gedanken-Overload im Gehirn verursacht, dann war die Große Gießereitechnische Tagung in Salzburg sogar eine sehr gute Veranstaltung. Alleine aus den zehn Fachvorträgen, die ich selbst zu den Sessions „NE-Metallguss“ und „Digitalisierung“ moderiert habe, ließen sich gewiss drei Dutzend Stichworte identifizieren, die die typischen Fachthemen unserer Branche sehr gut umreißen. Von Formstählen über Aluminium-Legierungen und die Kernherstellung der Zukunft bis zu Gussfehlern, Bremssystemen, Ressourceneffizienz und Digitalisierung. So fachlich, so gut – wenngleich erwartbar bei einer Veranstaltung, die im Kern eben eine Vortragsveranstaltung mit Parallelsessions in mehreren Sälen ist.

Könnte man das Vortragsprogramm dabei die Pflicht nennen, nimmt der Rahmen den Charakter der Kür an. So verkündeten Zukunftsforscher Franz Kühmayer und Energieexperte Prof. Karl Rose in ihren Impulsvorträgen unangenehme Wahrheiten, redeten unsere Branche aber auch durchaus stark (unsere Berichterstattung zu Salzburg mit ausführlicher Würdigung der Fachvorträge lesen Sie ab Seite 18). So formulierten die Redner – beide keine expliziten Gießerei-Experten – durchaus unternehmerisch allgemein, dass Jammern nicht helfe. Credo: Unternehmer heißen Unternehmer, weil sie etwas unternehmen. Rose sparte zudem nicht mit Kritik am Politikbetrieb angesichts der vermeintlichen Taubheit, die der mittelständischen Wirtschaft aus dem Politikbetrieb in Form von immer mehr Bürokratie und insgesamt beständig verschlechterter Rahmenbedingungen entgegenschlägt. „Es ist eine systemische Frage. Nur charismatische Einzelpersönlichkeiten schaffen es, das System zu ändern“.

Rose kritisierte zudem, dass zu wenig und zu wenig ziel- und anwendungsorientiert geforscht würde. Rose wörtlich: „Ich bin doch nicht dazu da, Doktorarbeiten zu finanzieren. Ich will ein konkretes Ergebnis haben“.

Beide Experten aber arbeiteten auch heraus, wie großartig der Standort Europa trotz aller Kritik sei. So sagte Kühmayer: „Europa ist eine Gegend, um die uns die Welt beneidet“. In der Tat eine Wertegemeinschaft – Stichworte Demokratie und Menschenrechte. Europa ist gelebte Solidarität, Rechtssicherheit und Stabilität – mit einem Gesellschaftsmodell, in dem Freiheit und Verantwortung in Balance stehen. Und der Zukunftsforscher sprach Worte aus, die jedem Teilnehmer Balsam auf der Seele waren und Stoff für Imagekampagnen sein können. „Wenn Sie glücklich werden wollen, gehen Sie in den Mittelstand. Das ist noch schnelles, echtes Unternehmertum, mit dem Sie viel bewegen können. Sie sind sozusagen Schnellboote“.

Tenor der beiden externen Beobachter unserer Wirtschaft: Das Potenzial ist da und es ist groß. Es liegt am einzelnen, gießenden Unternehmer, was er daraus macht. Mut und Dynamik, auch Offenheit für die Ideen und bisweilen unbequemer Mitarbeiter – das sind die Potenziale. So gesehen hat die Konferenz der Branche deutlich den Rücken gestärkt.