Unternehmen
03.09.2025

ae group wird zum Jahresende stillgelegt

Die ae group ag und ihre Produktionsgesellschaften in Gerstungen (Thüringen) und Nentershausen (Hessen) müssen zum Jahresende den Geschäftsbetrieb einstellen und werden abgewickelt. Die ursprünglich angestrebte Sanierung in Form einer Investorenlösung kam nicht zum Tragen. Rund 650 Mitarbeiter erhalten das Angebot, für bis zu sechs Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln.

Im global geführte Investorenprozess für die Übernahme des Geschäftsbetriebs wurde kein belast- und realisierbares Angebot vorgelegt. Die meisten Investoren zogen sich bereits während des laufenden M&A-Prozesses zurück. Ein zuletzt noch aktiver Bieter konnte keine belastbare Aussage zur Finanzierung des Deals und des fortlaufenden Geschäftsbetriebs darstellen. „Weder die Eigenverwaltung noch ich als Insolvenzverwalterin sind rechtlich und auch wirtschaftlich dazu in der Lage, eine vermeintliche Sanierungslösung vertraglich umzusetzen, wenn der Eintritt der Vollzugsbedingungen des Interessenten in weiten Teilen mehr als unwahrscheinlich ist.“ sagt Dr. Romy Metzger, Insolvenzverwalterin der ae group. Bereits im vorgelagerten Eigenverwaltungsverfahren wurden neben dem Investorenprozess sämtliche Sanierungsmöglichkeiten geprüft. Trotz der intensiven Bemühungen konnte jedoch unter den gegebenen Rahmenbedingungen keine ausreichend tragfähige sowie nachhaltige Sanierungslösung für die Geschäftsbetriebe der ae group gefunden werden.

Kunden ermöglichen Transfergesellschaft und Ausproduktion

Um die Betriebsstilllegung für die Mitarbeiter sozial abzufedern, haben die Insolvenzverwalterin, das Management, der Betriebsrat und die IG Metall einen Interessenausgleich mit Sozialplan vereinbart. In der darin enthaltenen Transfergesellschaft erhalten die Mitarbeiter für bis zu sechs Monate Löhne und Gehälter sowie Angebote zur Weiterqualifizierung und Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Anstellung. Die Kunden der ae group können bis Jahresende aufgrund der vereinbarten Ausproduktion mit einer Weiterbelieferung rechnen. Für die Einrichtung der Transfergesellschaft sowie die Aufrechterhaltung der Ausproduktion stellen Kunden der ae group finanzielle Mittel bereit. Entsprechende Vereinbarungen konnte bereits die Eigenverwaltung und Frau Dr. Romy Metzger als seinerzeitige Sachwalterin verbindlich mit den Kunden schließen.

Ursache vor allem ein Branchenthema

Dass es überhaupt zum Eigenverwaltungs- und dann zum Insolvenzverfahren kam und auch der Umstand, dass der Investorenprozess nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, hängt vorwiegend mit der Gesamtsituation des Automotive-Sektors zusammen. „Dass es keine Sanierungslösung gab, lag nicht am technischen Stand der ae group und schon gar nicht an den wirklich hervorragenden Mitarbeitern.“ sagt Dr. Romy Metzger. Ausschlaggebend seien vor allem massiv gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, die Volatilität im Automotive-Sektor sowie die internationalen Unsicherheiten, gepaart mit dem – aus Investorensicht – unvorteilhaften Investitionsumfeld in Deutschland.

Über die ae group
Die ae group ist auf die Herstellung von Aluminium-Druckgussteilen für die Automobilindustrie spezialisiert. Sie stellt unter anderem Bauteile für Getriebe, Motoren, Batteriegehäuse sowie Komponenten für Antriebsstränge, Fahrwerke und Bremssysteme her. Die ae group ag und ihre operativen deutschen Gesellschaften waren seit dem 13.08.2024 in Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Zum 01.08.2025 erfolgte der Wechsel in ein Regelverfahren, nachdem sich die Erfolgsaussichten für eine erfolgreiche Investorenlösung weiter verschlechtert haben. In der Holding am Hauptstandort Gerstungen arbeiten aktuell 94 Mitarbeiter, in den Produktionsgesellschaften im thüringischen Gerstungen 455 und im hessischen Nentershausen 134 Mitarbeiter. Die ausländische Produktionsgesellschaft ae group polska sp. z.o.o hat am 30.06.2025 ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt. Der Geschäftsbetrieb dort kam im Zuge der Verlagerung verschiedener Kunden bereits zum Erliegen.

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