News
© Adobe Stock
16.01.2024

Konjunktur und Wachstum - Schwacher Jahresausklang 2023

Die deutsche Wirtschaft war im gesamten Jahresverlauf 2023 von einer wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig hohen, wenn auch rückläufigen Inflationsraten geprägt. Ursächlich für diese schwächer als zu Jahresbeginn allgemein erwartete Entwicklung waren vor allem die Nachwirkungen der massiven Kaufkraftverluste im Zuge der Energiepreiskrise, die den privaten Konsum geschwächt haben. Hinzu kommen die deutlich geringere Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft sowie die dämpfenden Effekte der geopolitischen Spannungen und Krisen.

Nach dem Rückgang des preis-, saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 3. Quartal um 0,1 Prozent ist angesichts der aktuellen Monatsindikatoren wie Auftragseingänge und Industrieproduktion auch für das Jahresendquartal ein erneuter, leichter Rückgang des BIP wahrscheinlich. Vor allem die bis zuletzt positive Investitions¬entwicklung dürfte sich angesichts der schwächeren Auftragslage, der ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und der Sonderentwicklung im dritten Quartal im Zuge des Auslaufens der „Umweltprämie“ abschwächen. Gleichzeitig lassen jüngste konsumnahe Indikatoren wie die Umsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe eine Stabilisierung des privaten Konsums – allerdings auf niedrigem Niveau – erwarten.

Jüngste Stimmungsindikatoren wie das ifo Geschäftsklima, die ZEW Konjunkturerwartungen oder der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Industrie in Deutschland deuten darauf hin, dass Unternehmerinnen und Unternehmer zum Jahresende etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Auch private Haushalte scheinen im Zuge der rückläufigen Inflationsraten und wieder steigender Realeinkommen etwas optimistischer, was sich im GfK-Konsumklima in einer gestiegenen Anschaffungsneigung und rückläufigen Sparabsichten – wenn auch ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – niederschlägt. Dennoch bleiben die Risiken bezüglich der erwarteten wirtschaftlichen Erholung angesichts der weltwirtschaftlichen Schwächephase, der anhaltenden geopolitischen Krisen und damit möglicherweise einhergehenden Rohstoffpreis-ausschlägen hoch. Auch die sich aus dem Urteil des BVerfG vom 15.11.2023 zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 ergebenden fiskalischen Implikationen und die Unsicherheiten über die Ausgestaltung der öffentlichen Haushalte stellen eine Belastung für die wirtschaftlichen Perspektiven dar.


Weltwirtschaft tritt weiter auf der Stelle

Die Schwächephase der weltweiten Industriekonjunktur hält an. Vor dem Hintergrund der ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und einer schwachen weltweiten Nachfrage hat die Industrieproduktion im September gegenüber dem Vormonat mit +0,2 % nur geringfügig expandiert. Die globalen Einkaufsmanagerindizes lagen im November in vielen wichtigen deutschen Absatzmärkten unterhalb der Wachstumsschwelle (z.B. im Euroraum und in Osteuropa). Der Stimmungsindikator von S&P Global ist im November leicht gestiegen und liegt mit 50,4 Punkten nur wieder knapp über der Wachstumsschwelle. Die Stimmung verbesserte sich zuletzt sowohl im Verarbeitenden Gewerbe (von 48,8 auf 49,3 Punkte) als auch bei den Dienstleistern (von 50,4 auf 50,6 Zähler). Insgesamt bleiben die weltwirtschaftlichen Wachstumsaussichten aber verhalten.

Der Welthandel legte im September gegenüber dem Vormonat zwar leicht zu (+0,7 %), der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist im Berichtsmonat Oktober (saisonbereinigt) aber wieder etwas gefallen (von 125,5 auf 125,0 Punkte). Während der Containerumschlag in chinesischen Häfen stützte, ging der Nordrange-Index für europäische Häfen etwas zurück. Darüber hinaus weist der Kiel Trade Indikator für den Berichtsmonat November aktuell auf einen weiteren Rückgang des Welthandels von -0,9 % hin. Seitens der Weltwirtschaft sind damit für den deutschen Außenhandel kurzfristig kaum Impulse zu erwarten.

Auch für den weiteren Verlauf erwarten internationale Organisationen nur eine verhaltene Erholung. Sowohl für 2023 als auch für das Jahr 2024 rechnet die OECD in ihrer November-Prognose nur noch mit einem Anstieg des realen Welthandels um +1,1 % bzw. +2,7 %. Auch für das Welt-BIP werden unterdurchschnittliche Expansionsraten erwartet (2023: +2,9 % 2024: +2,7 %), nicht zuletzt wegen der sich abschwächenden Entwicklung in den USA (2023: +2,4 %, 2024: +1,5 %) und in China (2023: +5,2 %, 2024: +4,7 %). Im Euroraum dürfte es laut OECD-Prognose nach einem schwachen Jahr 2023 (+0,6 %) bei weiter rückläufiger Inflation, steigenden Realeinkommen und einer Stabilisierung der Industriekonjunktur wieder etwas bergauf gehen (2024: +0,9 %).


Quelle: BMWK

Schlagworte

GestaltungOrganisationProduktionSicherheit

Verwandte Artikel

29.04.2024

Standortbedingungen bleiben ein massives Problem für den Mittelstand

Nach schwierigem Jahr 2023 bleibt die Lage laut der ArGeZ angespannt.Damit sich Investitionen in Elektromobilität lohnen, müssen sich die Produktionszahlen viel dynamisch...

Lieferkette Nachhaltigkeit Produktion Schmelzen
Mehr erfahren
Professor Dr. Hans Schotten
26.04.2024

6G-Technologie auf dem Weg in die Anwendung – Plattform vernetzt Forschungsaktivitäten

Im Fokus stehen etwa 6G-Standards und -Prozesse, Datensicherheit, eine hochzuverlässige Datenübertragung, Netzverfügbarkeit und neue Rechnernetze.

Automation Digitalisierung Energieeffizienz Forschung Kommunikation Messe Nachhaltigkeit Sicherheit
Mehr erfahren
25.04.2024

RPTU schafft Grundlagen, um Maschinen künftig mittels 6G-Mobilfunk kabellos zu steuern

Die Forscher nutzen für ihr Konzept kabellose Networks-in-Networks. Die Idee dahinter ist, dass an die übergreifende 6G-Gesamtarchitektur spezialisierte Architekturen and...

Digitalisierung Fertigung Forschung Kommunikation Lieferkette Messe Organisation Planung Produktion
Mehr erfahren
ABP-Induktionsofenschmelzanlage in Betrieb.
GIESSEREI
24.04.2024

Wie der Induktionsofen zum Energiespeicher wird

Die metallverarbeitende Industrie ist weltweit einer der größten industriellen Verursacher von CO2-Emissionen. Eine alternative Lösung zur CO2-Reduzierung ist die Indukti...

Design Digitalisierung Eisen Fertigung GIFA Guss Gussteile Messe Metallverarbeitung Planung Produktion Simulation
Mehr erfahren
If metal shavings are pressed into briquettes, the volume of aluminium, for example, is reduced volume of aluminium is reduced to a tenth.
GIESSEREI
23.04.2024

Vergleich Brikettieren vs. Zentrifugieren

Vor einer Investition in eine Spänebehandlung ist gründlich zu prüfen, welche Potenziale diese bietet.

Aluminium Automatisierung Eisen Guss Kupfer Logistik Maschinenbau Produktion Stahl Werkstoffe
Mehr erfahren