Am 6. November lädt der Bundeskanzler die angeschlagene Stahlindustrie zum Gipfeltreffen ein. Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) hält dies für ein wichtiges Zeichen - fordert aber zugleich auch die Berücksichtigung angrenzender Branchen.
Der BDG begrüßt ausdrücklich, dass Bundesregierung und Stahlländer geeint und entschlossen gegen die fortschreitende De-Industrialisierung im Metallsektor vorgehen wollen. Der Verband macht dabei jedoch deutlich, dass Aktionen und Sofortprogramme nicht beim Stahl stehen bleiben dürfen. Vielmehr brauche es einen breiten industriepolitischen Ansatz, der auch die existenziellen Herausforderungen in angrenzenden Bereichen wie der Gießerei-Industrie in den Blick nimmt.
„Die Herausforderungen der Stahlindustrie treffen in ähnlicher Weise auch auf die Gießereibranche zu: Als Folge einer toxischen Verbindung von schwierigen Standortbedingungen, hohem Transformationsdruck und Konflikten im internationalen Handel ist in Deutschland nahezu eine gesamte Branche in Schieflage geraten“, so BDG-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Theuringer. Deshalb brauche es auch hier politische Lösungen bei Energie- und Bürokratiekosten, Schutz vor unfairem Wettbewerb und Carbon Leakage sowie eine praxis- und mittelstandsgerechte Unterstützung auf dem kostenintensiven Weg zum CO2-reduzierten Guss. "Eine Fokussierung allein auf den Stahl greift daher zu kurz und wird den Herausforderungen, denen unsere Mitgliedsunternehmen gegenüberstehen, bei weitem nicht gerecht", so Theuringer.
Die Gießerei-Industrie in Deutschland ist mit 65.000 Beschäftigten und 12 Milliarden Umsatz eine der wichtigsten Zulieferbranchen für die Automobilindustrie und den Maschinenbau-. Die meist mittelständisch und häufig familiengeführten Unternehmen stehen gegenwärtig mit dem Rücken zur Wand. Seit 2018 hat Deutschlands Gießerei-Industrie 35 Prozent der Produktion und ein Viertel der Arbeitsplätze verloren. In den letzten Monaten hat sich der Abwärtstrend noch einmal ganz erheblich verstärkt. Verliert Deutschland aber seine Gießereien und seine Gießkompetenz, können weder Klimaziele erreicht, Technologien fortentwickelt noch eine Verteidigungsfähigkeit Deutschlands aus eigener industrieller Kraft organisiert werden.
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