Unternehmen
07.05.2025

BDG legt Roadmap zur Treibhausgasneutralität vor

Wie gelingt der deutschen Gießerei-Industrie der Wandel hin zur Treibhausgasneutralität? Der BDG als Interessenvertreter der Branche hat sich tiefgreifend mit dieser Frage beschäftigt. Nun gibt der Verband den Unternehmen eine Studie an die Hand, die Transformationspfade faktenbasiert bewertet und betriebswirtschaftliche sowie externe Faktoren gegenüber Investoren, Kunden und Politik adressiert.

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden und die Branche muss sich darauf vorbereiten. Der BDG hat daher mit der Münchner Unternehmensberatung FutureCamp Climate vier Transformationspfade erarbeitet, die er in der Roadmap „Treibhausgasneutralität für die deutsche Gießerei-Industrie“ vorstellt.

Anhand einer öffentlich zugänglichen Kurzfassung können sich Gießereien einen schnellen Überblick über mögliche Wege zur Treibhausgasneutralität verschaffen. Gleichzeitig können sie diese dazu nutzen, Innovationskraft und -wille ihres Unternehmens sowie der gesamten Branche bei Investoren, Kunden, Gesellschaft und Politik zu dokumentieren. 

Transformationswege und Handlungsempfehlungen

Die vier Transformationswege werden mit Emissionsentwicklung und Energiebedarf, Kostenentwicklung und Investitionsbedarf sowie den externen Faktoren vorgestellt, die für eine erfolgreiche Durchführung unerlässlich sind und die die Gießerei-Industrie selbst nicht herbeiführen kann. Die BDG-Roadmap formuliert Handlungsempfehlungen für Gießereien und konkrete Forderungen an die Politik gleichermaßen. Die vier Szenarien im Einzelnen:

  • Pfad 1 - das Referenzszenario (Anwendung der Besten Verfügbaren Techniken): Notwendige Modernisierungsmaßnahmen führen zwar zur kontinuierliche Effizienzsteigerung und damit zur Reduzierung des spezifischen Energieverbrauchs, aber letztlich nicht zur Treibhausneutralität. Somit dient Pfad 1 der Referenz, die einen Vergleich der anderen Pfade ermöglicht.
  • Pfad 2 – der Weg zur Treibhausgasneutralität (Elektrifizierung von Thermoprozessen): Die Elektrifizierung aller Thermoprozesse erfordert die größten betrieblichen Veränderungen. Er ist somit am kostenintensivsten, aber der einzige, der letztlich zur Treibhausgasneutralität führt. Da außerdem alle erforderlichen technischen Lösungen verfügbar sind und viele Gießereien ihre Schmelzaggregate bereits mit Strom betreiben, ist er für die meisten Gießereistandorte praktikabel. Gießereien mit Heißwindkupolöfen haben hier mit den größten Herausforderungen zu kämpfen. Daher stehen für sie zwei Übergangsszenarien zur Verfügung.
  • Pfad 3 – der Übergangspfad für Heißwindkupolöfen (Biokoks und CCU): Der Ersatz von 40 Prozent des fossilen Gießereikoks und die CO2-Abscheidung mit Methanolsynthese durch CCU führt zu einer signifikanten Reduzierung bei moderaten Investitionskosten, da die Anlagen weiter betrieben werden können, jedoch nicht zur Treibhausgasneutralität.
  • Pfad 4 – die potenzielle Alternative für Heißwindkupolöfen (Wasserstoff statt Gießereikoks): Die Substitution von 80 Prozent des Gießereikokses durch Wasserstoff führt ebenso wie Pfad 3 nicht zur Treibhausgasneutralität. Darüber hinaus ist Pfad 4 technologisch noch nicht ausgereift. 

Der BDG stellt die 24-seitige Kurzfassung der Roadmap unter www.guss.de/projekte/roadmap kostenlos zum Download zur Verfügung. Die vollumfängliche, 84 Seiten umfassende Version ist exklusiv den Mitgliedern des Verbands vorbehalten.

Beitragsbild: Louis-Michel Desert – stock.adobe.com