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10.10.2025

Autogipfel in Berlin: Branche mit klaren Forderungen

Der von der Bundesregierung am 9. Oktober einberufene Autogipfel stößt in der Branche auf gemischte Reaktionen: Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) die Gesprächsbereitschaft begrüßt, drängt er zugleich auf rasches Handeln. Die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) mahnt unterdessen eindringlich vor einem weiteren Verlust industrieller Substanz.

Der VDA bewertet den Autodialog als wichtigen Impuls. Aus Sicht des Verbandes wurde beim Treffen ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen der Branche erreicht – etwa mit Blick auf hohe Kosten, stockenden Infrastrukturaufbau, globale Wettbewerbsbedingungen und zunehmende Regulierung. VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärte dazu: „Die gemeinsame Arbeit an den virulenten Themen gilt es jetzt, mit konkreten Punkten fortzuführen und zu verstetigen. Wir brauchen zeitnahe Entscheidungen und dann auch eine geeinte deutsche Stimme in Brüssel."

Positiv wertete der VDA die Bereitschaft der Bundesregierung, sich künftig mit mehr Nachdruck für wettbewerbsfähige CO2-Flottenregulierungen für Pkw, leichte und schwere Nutzfahrzeuge einzusetzen. Der Verband begrüßt zudem eine nach eigenen Angaben technologieoffene Haltung des Bundes gegenüber Plug-in-Hybriden, Reichweitenverlängerern (Range Extender) und dem möglichen Einsatz klimaneutraler Kraftstoffe. "Fest steht: Diese Technologien werden weltweit eine Rolle auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität spielen", betont VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Arbeitsplätze dafür sollten weiterhin auch in Deutschland und Europa angesiedelt werden können.

Auch die geplante gesetzliche Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für reine Elektrofahrzeuge bis 2035 sieht der VDA als wichtiges Signal, das nun schnell umgesetzt werden müsse, um Investitionssicherheit zu schaffen. Gleichzeitig mahnte der Verband an, dass die Automobilindustrie nicht für Versäumnisse an anderer Stelle haftbar gemacht werden dürfe. "Der mangelnde Ausbau der Ladeinfrastrukturen und Stromnetze in Europa – um nur ein Beispiel zu nennen – kann nicht der Autoindustrie angelastet werden", so Müller. "Insbesondere angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Lage, den unzureichenden politischen Rahmenbedingungen für die klimaneutrale Mobilität und den Erfordernissen der Transformation müssen Strafzahlungen unbedingt vermieden werden."

Zulieferer warnen vor "dramatischem Substanzverlust"

Der VDA forderte im Rahmen des Autogipfels auch einen spürbaren Abbau der Bürokratie, der ganz besonders die Zulieferer der Branche belastet. Kurz vor den Gesprächen hatte sich die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) mit einer klaren Botschaft an die Politik gewandt. Die Lage sei alarmierend: Über 50.000 verlorene Arbeitsplätze in eineinhalb Jahren, anhaltende Produktionsrückgänge, zunehmende Standortverlagerungen und Insolvenzen. "Der dramatische Substanzverlust trifft vor allem Zulieferbetriebe, die am Standort Deutschland produzieren. Bei einer zu geringen Auslastung und einer schwachen Auftragslage kämpfen sie mit zu hohen Kosten und wachsendem Wettbewerbsdruck aus Asien", erklärt die ArGeZ in einem Pressestatement. 

ArGeZ-Sprecher Christian Vietmeyer fand deutliche Worte: "Die Politik muss jetzt Reformen einleiten, ansonsten verliert Deutschland seine einzigartige Zulieferlandschaft." Die Arbeitsgemeinschaft forderte eine spürbare Senkung der Energiekosten, Entlastung bei Arbeits- und Lohnnebenkosten sowie einen deutlichen Abbau bürokratischer Hürden. Ziel müsse es sein, die industrielle Wertschöpfung im Land zu halten und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Investitionen wieder möglich werden.

Die ArGeZ ist eine im Jahr 1993 von deutschen Wirtschaftsverbänden gegründete Interessengemeinschaft. Sie verfolgt das Ziel, die Belange der zumeist mittelständischen Zulieferfirmen in der Öffentlichkeit und Politik deutlich zu machen und diese auch gegenüber den Abnehmerbranchen zu vertreten. Mitglied ist unter anderem der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG). Mit ca. 60 Prozent der Gussproduktion ist der Fahrzeubau der mit Abstand bedeutendste Abnehmerbereich der Branche. 

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