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20.08.2024

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im August 2024

Nach der leichten konjunkturellen Belebung zu Jahresbeginn ging das Bruttoinlandsproduktion laut Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts vom 30. Juli im Zeitraum April bis Juni preis-, kalender- und saisonbereinigt leicht um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal zurück. Damit verläuft die Erholung der deutschen Wirtschaft schwächer als zu Jahresbeginn allgemein erwartet.

Entstehungsseitig dürfte das Ergebnis vor allem von einem Rückgang der stark exportorientierten Industrieproduktion sowie im Baugewerbe, als Gegenreaktion der witterungsbedingten Sonderentwicklung im ersten Quartal, geprägt gewesen sein. Diese dämpfenden Effekte konnten von der positiven Tendenz in den Dienstleistungsbereichen nicht kompensiert werden. Die Dichotomie der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung deutet auch auf tieferliegende Strukturprobleme in der deutschen Wirtschaft hin. So hat sich die Produktion in der Industrie nach der Corona-Krise nicht wieder richtig erholt. Sie lag im zweiten Quartal dieses Jahres in etwa auf ihrem durchschnittlichen Niveau des Jahres 2020 und damit merklich unter den Höchststanden der zweiten Hälfte des Jahres 2017.

Auf der Verwendungsseite verringerte sich nach Informationen des Statistischen Bundesamtes vor allem die Investitionstätigkeit in Ausrüstungen und Bauten. Diese Schwäche dürfte nicht zuletzt auf rückläufige Orderbestände und anhaltend schwache Auftragseingänge aus dem In- und vor allem Ausland zurückzuführen sein. In der Folge ist die Kapazitätsauslastung in der deutschen Industrie einer Umfrage des Ifo Instituts zufolge auf zuletzt 77,5 % gesunken, sechs Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittelwert.

Die grundsätzlichen Ausgangsbedingungen für eine binnenwirtschaftlich getragene Belebung in der zweiten Jahreshälfte sind nach wie vor gegeben: Die privaten Haushalte haben infolge der gesunkenen Inflationsraten und der Tariflohnsteigerungen auch real wieder mehr Geld zur Verfügung und blicken nicht mehr so pessimistisch in die Zukunft. Dies zeigt sich in der jüngsten Umfrage zum GfK-Konsumklima, wonach sich die Verbraucherstimmung im August weiter erholen dürfte. Vom privaten Konsum könnten somit in der zweiten Jahreshälfte konjunkturelle Impulse kommen.

Auch die eingeleitete Zinswende der Europäischen Zentralbank dürfte sich im weiteren Jahresverlauf zunehmend bemerkbar machen: So deuten Umfragen des jüngsten Bank Lending Surveys der EZB für Deutschland auf eine Trendwende in der Kreditnachfrage hin; diese nahm zuletzt in allen Segmenten (Unternehmens-, Wohnungsbau- und Konsumentenkredite) spürbar zu. Bei den Unternehmenskrediten ist dabei der Kreditbedarf insbesondere auf gestiegene Investitionsabsichten zurückzuführen, was auf eine Belebung der Anlageinvestitionen im zweiten Halbjahr hinweist.

Mit der erneuten Eintrübung der Stimmung in den Unternehmen, wie sie vom ifo Geschäftsklimaindex, dem ZEW-Konjunkturindikator und dem S&P Global-Einkaufsmanagerindex zu Beginn des dritten Quartals angezeigt wird, sind die Risiken für die allgemein erwartete konjunkturelle Erholung allerdings gestiegen. Hinzu kommen neue Risiken aus geopolitischen Entwicklungen, ungünstigere internationalen Konjunkturdaten und einer gestiegenen Volatilität an den Finanzmärkten.

 

Globale Industrieproduktionen zuletzt gestiegen, Ausblick aber verhalten

Im April und Mai ist die weltweite Industrieproduktion saisonbereinigt um 0,6 % bzw. 0,2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Damit übertraf sie zuletzt ihr Niveau von vor einem Jahr um 1,9 %. Der Stimmungsindikator von S&P Global ist im Juli um 0,4 Punkte auf 52,5 Punkte zurückgegangen, nachdem er bereits im Juni um 0,8 Punkte gefallen war. Er liegt aber weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der jüngste Rückgang geht allerdings auf die Industrie zurück (von 50,8 auf 49,7 Punkte), während sich die Stimmung im Dienstleistungsbereich leicht verbesserte (von 53,1 auf 53,3 Punkte). Die Frühindikatoren deuten somit auf eine eher verhaltene Entwicklung der globalen Industrieproduktion in den kommenden Monaten hin.

Auch der Welthandel scheint sich – unter Schwankungen – weiter zu stabilisieren. Im Mai nahm er saisonbereinigt zwar nur geringfügig um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zu, nachdem er aber im April schon um 1,1 % gestiegen war. Damit übertraf er im Mai sein Vorjahresniveau leicht um 0,2 %. Für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich weiter eine moderate Erholung des Welthandels ab: Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index stagnierte auf hohem Niveau und blieb im Juni saisonbereinigt unverändert bei 130,4 Punkten. Während der Containerumschlag in den chinesischen Häfen gestiegen ist, gab der Nordrange Index wieder nach. Insgesamt ist der Containerumschlag-Index trotz Stagnation gegenüber dem Vormonat in der längerfristigen Tendenz immer noch aufwärtsgerichtet.

Neue Risiken ergeben sich allerdings aus geopolitischen Entwicklungen, ungünstigen internationalen Konjunkturmeldungen und einer gestiegenen Volatilität an den Finanzmärkten.

 

Exporte erneut spürbar rückläufig

Die jüngsten Daten zu den Exporten von Waren und Dienstleistungen enttäuschen erneut und auch die Frühindikatoren für das deutsche Auslandsgeschäft fallen überwiegend zurückhaltend aus.

Im Juni gingen die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt mit -3,5 % erneut spürbar zurück, nachdem sie bereits im Mai um 1,0 % gefallen waren. Im Juni nahmen die Exporte von Waren in die Vereinigten Staaten um 7,7 % ab, während die Ausfuhren in die Volksrepublik China um 3,4 % zulegten. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen verringerten sich um -0,6 % gegenüber Mai 2024, im Mai waren sie allerdings spürbar um 3,4 % zurückgegangen. Die Importe von Waren aus den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China gingen im Juni um 6,5 % bzw. 4,9 % zurück. Damit nahmen die Ausfuhren zum zweiten Mal in Folge ab, die Importe hingegen stabilisierten sich zuletzt auf niedrigem Niveau. Der monatliche Handelsbilanzüberschuss lag im Juni angesichts der Abnahme der Warenexporte und des Anstiegs der Warenimporte mit 20,4 Mrd. Euro niedriger als im Vormonat.

Die Einfuhrpreise haben sich im Juni saisonbereinigt mit 0,5 % gegenüber dem Vormonat etwas stärker erhöht als die Ausfuhrpreise, die um 0,2 % zulegten. Damit verschlechterten sich die Terms of Trade im Vormonatsvergleich um 0,3 %. In realer Betrachtung dürfte der Rückgang bei den Ausfuhren noch etwas stärker ausgefallen sein und die Einfuhren geringfügig abgenommen haben.

Die Frühindikatoren senden hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Auslandsgeschäfts eher zurückhaltende Signale. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben sich im Juni gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,4 % erhöht, nachdem sie im Mai deutlich um 3,0 % zurückgegangen waren. Im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich ergab sich eine Abnahme um 3,1 %. Die ifo Exporterwartungen sind im Juli auf -1,7 Punkte gefallen, nachdem sie im Juni bei -1,3 Punkten gelegen hatten. Der Indikator deutet darauf hin, dass keine substanzielle Besserung zu erwarten ist. In Exportbranchen wie dem Automobilsektor und der Metallerzeugung und -bearbeitung wird mit einem rückläufigen Auslandsgeschäft gerechnet.

Das deutsche Auslandsgeschäft dürfte sich auf absehbare Zeit eher verhalten entwickeln.

 

Anstieg der Produktion zum Ende des zweiten Quartals

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % gegenüber dem Vormonat zu. Im Mai hatte der Ausstoß gemäß revidierter Daten noch um 3,1 % abgenommen. Während sich die Ausbringung im Baugewerbe im Juni mit +0,3 % nur leicht erhöhte, konnten die Industrieproduktion mit +1,5 % und die Energieproduktion mit einem Plus von 2,9 % stärker zulegen.

Innerhalb der Industrie zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Bereiche pharmazeutische Erzeugnisse (-6,6 %) sowie Nahrungs- und Futtermittel (-5,3 %) deutliche Produktionsrückgänge verzeichneten, konnten die Hersteller von Kfz/Kfz-Teilen (+7,5 %), elektrischen Ausrüstungen (+5,2 %) sowie Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+3,7 %) ihren Output spürbar erhöhen. Auch im gewichtigen Maschinenbau (+1,2 %), im Bereich chemische Erzeugnisse (+1,5 %) sowie in den besonders energieintensiven Industriezweigen (+1,4 %) legte die Herstellung zu.

Im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich ging die Produktion im Produzierenden Gewerbe allerdings um 1,3 % zurück. In der Industrie belief sich der Rückgang dabei auf -1,0 %, im Baugewerbe auf -2,6 % und im Bereich Energie auf -1,2 %.

Bei den Neuaufträgen zeigte sich der erste Anstieg seit Jahresbeginn, wobei die Entwicklung weiterhin durch starke Schwankungen bei den Großaufträgen geprägt wurde. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im Juni gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 3,9 % gestiegen. Im Mai waren sie laut revidierten Angaben um 1,7 % gefallen. Die Aufträge aus dem Ausland nahmen mit +0,4 % nur leicht zu, wobei die Länder außerhalb des Euroraums mit +0,9 % merklicher zulegten. Innerhalb der Eurozone war jedoch ein Orderrückgang von 0,3 % zu verzeichnen. Die Nachfrage aus dem Inland expandierte dagegen mit +9,1 % kräftig. Die um Großaufträge bereinigten Auftragseingänge lagen mit +3,3 % gegenüber dem Vormonat wieder deutlich im Plus.

In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel die Entwicklung der Ordereingänge unterschiedlich aus: Während die Bestellungen in den gewichtigen Branchen Maschinenbau (+2,3 %), Kfz und Kfz-Teile (+9,3 %), bei den Metallerzeugnissen (+9,8 %) sowie im sonstigen Fahrzeugbau (+11,7 %) wieder anzogen, gingen die Auftragseingänge in den Bereichen Daten-, elektrische und optische Geräte (-7,9 %), bei der Metallerzeugung und -bearbeitung (-4,9 %), den Herstellern pharmazeutischer Erzeugnisse (-4,6 %) sowie in der Herstellung und Weiterverarbeitung von Papier und Pappe (-5,3 %) ggü. dem Vormonat zurück.

Auch wenn die Produktionsdaten zuletzt wieder besser ausgefallen sind, deuten die nach wie vor geringen Auftragseingänge aus dem Ausland auf eine weiterhin verhaltene Industriekonjunktur hin. Eine breite konjunkturelle Belebung ist damit, auch angesichts der eingetrübten Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, vorerst nicht in Sicht.

 

Verbraucherstimmung auf niedrigem Niveau weiter im Aufwärtstrend

Umsatzzahlen des Einzelhandels für den Berichtsmonat Mai veröffentlicht das Statistische Bundesamt voraussichtlich erst Ende August. Die Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im Juli um 13,9 % gesunken, im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen sie um 2,1 % niedriger. Im aussagekräftigeren Zwei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen gegenüber dem Vormonat um 1,9 % zu. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im Juli im Vormonatsvergleich eine Abnahme um 11,2 %. In der Zwei-Monats-Betrachtung ist – nach hohen Schwankungen in den Vormonaten – ein Plus von 4,4 % zu konstatieren. Die Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen nahmen im Juli um 15,2 % ab. Auch hier ergab sich in der Zwei-Monats-Betrachtung ein – zumindest leichter – Zuwachs.

Bei der Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland, gemessen am GfK-Konsumklimaindex und dem HDE-Konsumbarometer, zeigen sich zuletzt unterschiedliche Entwicklungen: Das HDE-Konsumbarometer stagniert im August, nachdem es sich im Juli leicht eingetrübt hat. Der GfK-Konsumklimaindex hingegen zeigte im Juli eine deutliche Zunahme bei den Einkommenserwartungen sowie einen moderaten Anstieg der Anschaffungsneigung. Für August wird wieder eine Erholung des Konsumklimas gegenüber dem Vormonat prognostiziert, während es im Juli zu einem leichten Rückgang gekommen war. Sowohl GfK-Konsumklima als auch HDE-Konsumbarometer zeigen aber zuvor im ersten Halbjahr einen Aufwärtstrend. Im Zuge steigender Löhne und rückläufiger Inflationsraten könnte sich der private Konsum in der zweiten Jahreshälfte beleben.

 

Inflationsrate zuletzt wieder leicht gestiegen, im weiteren Jahresverlauf sollten inflationsdämpfende Effekte überwiegen

Die Inflationsrate, d.h. der Anstieg des Niveaus der Verbraucherpreise binnen Jahresfrist, ist im Juli leicht auf +2,3 % gestiegen, nachdem sie im Juni +2,2 % und im Mai +2,4 % betragen hatte. Die Kernrate, bei der die Entwicklung der Preise für Energie und Nahrung außen vor bleiben, lag im Juli unverändert bei +2,9 %.

Der Preisdruck seitens Nahrungsmittel hat sich zuletzt wieder etwas erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhten sich hier die Preise um 1,3 %, im Juni hatte die Rate bei +1,1 % gelegen. Gleichzeitig hat sich der preisdämpfende Effekt durch billigere Energie verringert. Die Energiepreise waren im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat mit -1,7 % weniger stark rückläufig als noch im Juni mit -2,1 %. Im Bereich der Dienstleistungen lag der Preisauftrieb unverändert bei +3,9 % und damit weiterhin überdurchschnittlich.

Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen haben sich die preisdämpfenden Effekte weiter verringert: Die gewerblichen Erzeugerpreise gingen im Juni um 1,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Im Mai hatte die Rate bei -2,2 % gelegen. Ausschlaggebend für die jüngste Abnahme der Erzeugerpreise waren nach wie vor Preisrückgänge bei Energie. Im Vergleich zum Vormonat legten die Erzeugerpreise im Juni leicht um 0,2 % zu. Die Einfuhrpreise stiegen im Juni im Vormonatsvergleich um 0,4 % und gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 %. Die Verkaufspreise im Großhandel sind im Juni im Vorjahresvergleich um 0,6 % gefallen, gegenüber dem Vormonat sanken sie um 0,3 %.

An den Spotmärkten erhöhten sich infolge geopolitischer Spannungen die Preise für Erdgas zuletzt wieder spürbar. Aktuell liegt der TTF Base Load mit rd. 40 €/MWh etwa 15 % über dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem Vormonat stiegen sie um rd. 25 %. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen um etwa 40 €/MWh bewegen werden. Der Preis für Rohöl (Brent) verringerte sich gegenüber dem Vormonat um knapp 4 % und lag bei 75 €/Barrel, gegenüber dem Vorjahr gab er um rd. 5 % nach.

Die inflationsdämpfenden Faktoren dürften im weiteren Jahresverlauf überwiegen: Preisrückgänge auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen aufgrund gesunkener Energiebörsenpreise, geldpolitische Straffung der EZB, angemessene Tarifabschlüsse sowie Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen. So planen lt. ifo Umfrage die Unternehmen im konsumnahen Bereich zuletzt seltener mit steigenden Preisen. In ihrer Frühjahrsprojektion vom 24. April schätzt die BReg für 2024 und 2025 eine Inflationsrate von 2,4 % bzw. 1,8 %. Die Wirtschaftsforschungsinstitute (06/24) erwarten 2,2 bis 2,4 % bzw. 1,7 bis 2,0 %.

 

Arbeitsmarkt von stagnierender Wirtschaft geprägt

Die konjunkturelle Entwicklung hinterlässt immer deutlichere Spuren am Arbeitsmarkt. Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm im Juli saisonbereinigt mit 18.000 Personen deutlich stärker zu als saisonüblich, die Unterbeschäftigung stieg um 1.000 Personen. Die konjunkturelle Kurzarbeit ist im Mai auf 211 Tausend Personen gefallen, die Anzeigen von Kurzarbeit bei der BA lagen im Juli gegenüber dem Vorjahr um etwa ein Drittel höher. Gleichzeitig ist die Entwicklung der Erwerbstätigkeit von einer abnehmenden Dynamik geprägt. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm im Juni mit +166.000 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat zwar weiterhin zu, im Vormonatsvergleich fällt der Anstieg saisonbereinigt mit +7.000 Personen jedoch deutlich geringer aus als zuvor. Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat saisonbereinigt mit +5.000 Personen im Mai gegenüber den Vormonaten zuletzt nur noch leicht zugelegt.

Aktuelle Frühindikatoren deuten ebenfalls auf eine gedämpfte Entwicklung hin: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt im Juli zwar einen leicht positiven Arbeitsmarktausblick, die Arbeitslosigkeitskomponente bewegt sich jedoch weiterhin deutlich im negativen Bereich. Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen ist weiter rückläufig und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat laut ifo Beschäftigungsbarometer im Juli erneut abgenommen. Aktuell zeichnet sich damit noch keine Belebung am Arbeitsmarkt ab.

 

Anstieg der Unternehmensinsolvenzen setzt sich weiter fort

Im Mai stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen um 1,5 % gegenüber April. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2023 betrug der Anstieg 30,9 %. Mit 1.934 Fällen wurde der höchste Wert seit Juni 2016 (1.951) verzeichnet. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 lagen die Unternehmensinsolvenzen insgesamt 28,8 % höher als im Vorjahreszeitraum sowie 6,0 % über dem Mittelwert des Vergleichszeitraums der Jahre 2016 bis 2019. Als Ursachen für das weiterhin dynamische Insolvenzgeschehen werden eine Reihe von Entwicklungen gesehen, darunter die immer noch verhaltene Konjunkturentwicklung sowie Nachholeffekte aus der Zeit der durch Sonderregelungen geprägten Vorjahre mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen.

Der IWH-Insolvenztrend zeigt im Juli 2024 mit 1.406 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften einen stärker als zuvor erwarteten Anstieg von 20,3 % gegenüber dem Vormonat (+37,2 % gegenüber Vorjahresmonat), nachdem im Mai und Juni jeweils ein Rückgang verzeichnet wurde. Einen größeren relativen Zuwachs auf Monatsbasis hatte es zuletzt im März 2021 gegeben, allerdings von einem deutlich niedrigeren Niveau aus. Das IWH rechnet auf Basis von Frühindikatoren damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen - und sich weiterhin durchgehend über dem Vor-Corona-Niveau bewegen.

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