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© LUCAS MÖLLERS
06.06.2024

Dekarbonisierung prägt Aluminiumindustrie

Rund 80 Teilnehmer hatten sich vom 25. bis 26. April zum AMAP-Forum in Aachen eingefunden. Die MAGMA GmbH hat dafür die Räumlichkeiten bereitgestellt. Eingeladen hatten Dr.-Ing. Peter von den Brincken und Dr.-Ing. Uwe Knaak, beide Geschäftsführer der AMAP GmbH – Der Aluminium-Cluster an der RWTH Aachen.

Die Veranstaltung wurde von drei Keynotes eingeleitet. Thema waren eingangs die wirtschaftspolitischen Perspektiven der deutschen und europäischen Aluminiumindustrie. Anschließend folgten Szenarien für die Dekarbonisierung der Branche. Abgerundet wurde der erste Block mit der Darstellung globaler Trends und Herausforderungen für Umwelt, Technologie und Gesellschaft.

Ein Highlight des Forums war die Paneldiskussion, in der weitere Details herausgearbeitet wurden. Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Dekarbonisierung die größte Herausforderung ist. Hier müssen die Prozesse reibungslos laufen und gleichzeitig sei viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit erforderlich. Enormes Potenzial habe das Recycling – der Fokus liegt insbesondere auf der Verwertung von pre-consumer scrap – wobei die Sortierung von Aluminium eine Herausforderung ist. Besser ist es, Materialien im Kreislauf zu halten, was auch für die Supply Chain von Vorteil ist. Zudem ist die Bereitschaft der Automobilhersteller zum Recycling von Bedeutung; als Beispiel wurde Audi genannt, deren Modelle bereits 10 Prozent post-consumer scrap enthalten.

Die Industrie investiert in grüne Technologien, allerdings besteht Uneinigkeit darüber, was als „grün“ definiert werden kann und wie viel Verbraucher bereit sind, für umweltfreundlichere Produkte zu bezahlen. Eine Möglichkeit ist der Product Carbon Footprint als einfaches Kriterium. Aber schon beim „green mining“ gebe es Diskussionen, eine zu enge Definition könnte alternative Lösungen zur Dekarbonisierung verhindern. Das Label „grün“ müsse validierbar sein, denn sonst erklärt jedes Unternehmen am Markt: „Wir sind grün.“ Für eine Zertifizierung brauche es eine dritte Partei, etwa den TÜV. Da Konsumenten ungern einen Aufpreis für umweltfreundlichere Produkte zahlen, war man sich einig, dass der Gesetzgeber Treiber der Transformation sein müsse, aber auch die Bevölkerung einzubinden sei, da sie letztlich den Aufpreis zu zahlen habe.

Auf das Panel folgten die Vorträge: So schilderte in der Session Aluminiumguss und Wärmebehandlung Magdalena Novak-Coventry (Toyota), dass die Herstellung eines Druckgusswerkzeugs im 3-D-Druck mindestens eine Woche dauert. Sie betonte die Wichtigkeit von Partnerschaften, um Innovationen zur Marktreife zu bringen. Dabei sei die Zusammenarbeit mit Magma äußerst produktiv, das Unternehmen unterstütze beim Design und beim Qualitätscheck der gegossenen Werkstücke. Eine weitere Session widmete sich dem Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Wertschöpfungskette. Dr.-Ing. Christian Schwotzer, Gruppenleiter der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien und CO2-arme Prozesswärme am IOB der RWTH Aachen, betonte in seinem Vortrag die Bedeutung von Nachhaltigkeit. Er legte detailliert die technologisch-ökonomische Potenziale der Dekarbonisierung dar. Dass Studien ihren Forschungsverlauf stetig änderten, sei zwar für die Wissenschaft spannend, erschwerten aber Managemententscheidungen der Unternehmen. Sie müssten daher in der Übergangszeit von fossil auf grün flexibel sein.

Am zweiten Tag des AMAP-Forums wurden u. a. Innovationen in metallurgischen Prozessen und Produktionstechnologien beleuchtet. Martin Fieweger (Geschäftsführer bei AMEPA – Angewandte Messtechnik und Prozessautomatisierung GmbH) stellte Technologien für die Online-Messung von Oberflächenrauheit und Ölfilmdicke vor. Bedingt durch komplexeres Design der Automobile, ergeben sich höhere Anforderungen für die Blechoberfläche und Umformprozesse. Optische Messsysteme können mögliche Verzerrungen auf dem Material sichtbar machen.

Schlagworte

3-D-DruckAluminiumAluminiumindustrieAutomatisierungDesignDruckgussForschungGussNachhaltigkeitProduktionRecycling

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